Die Pomeranz Collection

Eine Wiener Privatsammlung Zeitgenössischer Kunst

Die Pomeranz Collection wurde 2007 gegründet, initiiert von Jana und Eduard Pomeranz. Getragen wird sie von einer privaten Stiftung, deren Anliegen im Aufbau einer Kunstsammlung auf musealem Niveau sowie in der aktiven Förderung internationaler zeitgenössischer Kunst bestehen.

Die Pomeranz Collection ist, wie Ami Barack, einer der Kuratoren und Berater von Eduard und Jana Pomeranz es ausdrückt „zu einer der stimmigsten und beispielgebendsten Sammlungen zeitgenössischer Kunst geworden..“

Im folgenden Interview werden einzelne aus der Sicht der Teilnehmer der Internationalen Sommerakademie für Bildende Künste und Medien Venedig interessante Fragen gestellt.„Wie war der Anfang des Sammelns?“

Eduard Pomeranz: Sammeln ist ein Weg zum Wachsen. Ich selber bin in der Finanzwirtschaft tätig und es ist für mich sehr wichtig, den geistigen Raum der hier definiert wird zu erweitern um weitere Räume. Einer dieser Räume ist die Kunst. So gesehen ist das Sammeln ein Weg um meinen Horizont zu erweitern.

Es gibt aber noch einen weiteren Grund und der hängt mit „legacy“ zusammen. Es ist der Aspekt der Unsterblichkeit den sich jeder Mensch wünscht und eine große Kunstsammlung zu hinterlassen ist ein Weg hierzu. Ich habe auch ein besonderes Verhältnis zur Geschichte, ich habe selbst ursprünglich Geschichte studiert, und Kunst zu sammeln ist so etwas wie ein Teil der Geschichte zu werden.

„Wie informieren Sie sich über Kunst, Künstler und neue Entwicklungen? Über Kunstmessen, Kuratoren, Zeitschriften, Internet?“

Eduard Pomeranz: Ich habe versucht die besten Experten und Berater für mich und für meine Sammlung einzusetzen. Darüber hinaus habe ich ein Computerprogramm über die Bewertung von Künstlern und Kunstwerken entsprechend ihrer Marktpräsenz, Auktionsergebnisse und dergleichen mehr, die ich mit meinen eigenen Kriterien gewichte. Ich selbst gehe auf Kunstmessen aber wesentlicher ist das Gespräch und die Beratung von Kuratoren und Kunstberatern.

„Weshalb gibt es so gut wie keine Malerei in Ihrer Kunstsammlung?“

Eduard Pomeranz: Mich interessiert Konzeptkunst viel mehr. Ich habe weniger Bezug zur Malerei denn Konzeptkunst ist etwas, das ich mit meinem rationalen Denken eher nachvollziehen kann.

„Haben Sie persönlichen Kontakt zu den Künstlern deren Kunstwerke Sie erwerben oder auch zu den Galeristen bei denen Sie einkaufen?“

Eduard Pomeranz: Der persönliche Kontakt zu den Künstlern und auch zu den Galeristen ist nicht im Vordergrund. Oft ergibt sich ein Gespräch oder ein weiterer Kontakt im Verlauf der Ausstellungen, aber zumeist bin ich mit meinen Kuratoren international unterwegs und es geht um die Diskussion der Kunstwerke die zu erwerben sind. Auch Atelierbesuche von Künstlern mache ich nicht.

„Sie haben aber eine sehr konkrete Ankaufspolitik und sehr konkrete Kriterien Ihrer Auswahl. Wenn diese weniger Ihren persönlichen Geschmack repräsentieren, welche Gewichtungen sehen Sie dann vor?“

Eduard Pomeranz: Für mich gibt es im Grunde vier verschiedene Kategorien von Künstlern und deren Kunstwerke:

1.    Solche Künstler, die bereits in die Kunstgeschichte eingegangen sind und vom Markt akzeptiert worden sind, deren Kunstwerke sind im Grunde genommen nicht mehr leistbar und daher außer unserem Bereich.

2.    Jene Künstler und ihre Kunstwerke die von der Kunstgeschichte akzeptiert worden sind, nicht aber vom Markt bestätigt werden. Ein Beispiel hierfür wäre Joseph Kosuth. Ein Künstler der in die Kunstgeschichte eingegangen ist, ganz ohne Zweifel, der auch in den Galerien relativ hohe Preise hat, aber bei Kunstauktionen nicht einmal zum Ausrufungspreis verkauft wird. Es sind dies oft sehr qualitativ hochwertige Künstler der vorangegangenen Generation die im Schatten der Gegenwartskunst stehen. Diese Künstler sind bei Auktionen zu sehr günstigen Preisen erwerbbar und deshalb für unsere Sammlung sehr interessant.

3.    Künstler die am Anfang des Akzeptiertwerdens durch den Markt stehen, nicht aber von der Kunstgeschichte registriert sind. Diese Künstler sind ebenfalls für uns hochinteressant.

4.    Junge Künstler die bereits bei verschiedenen Wettbewerben Preise gewonnen haben oder bei Biennalen teilgenommen haben, die aber weder durch den Markt voll aufgenommen worden sind, noch in die Kunstgeschichte eingegangen sind. Diese Künstler sind besonders interessant für uns weil wir sie als Sammler einer renommierten Collection in den Kunstmarkt einführen. Die Sammlung Pomeranz hat einen international bedeutsamen Ruf, demzufolge sich viele Kuratoren auch über dessen Ankäufe informieren und orientieren. Dies ermöglicht beim Ankauf von jungen Künstlerarbeiten einen preisgünstigen Einstieg.

„Wie stehen Sie zu Neuentdeckungen bislang unbekannter Künstler?“

Eduard Pomeranz: Auch in diesem Fall lasse ich mich von meinen Kuratoren beraten. Selbstverständlich sind upcoming Artists interessant, wie zuvor in Kategorie 4 besprochen, aber das bedeutet nicht, dass diese vom Markt noch nicht erkannt sind.

„Um die Ankaufstätigkeit von Sammlern zu definieren, wird oft ein Bereich von 50.000 – 100.000 Euro genannt, als Preiskategorie der Kunstwerke die angekauft werden. In diesem Fall bewegt sich der Sammler bereits auf der sicheren Seite des Kunstmarktes. Das Risiko, dass diese Kunstwerke einen völligen Wertverfall erleiden ist relativ gering, und dennoch gibt es genügend Spielraum nach oben für eine Wertsteigerung. Es handelt sich also um Kunstsammler im etablierten Kunstbereich. Würden Sie sich zu dieser Kategorie zählen?“

Eduard Pomeranz: Ja, dem würde ich zustimmen.

„Würde Sie als Kunstsammler auch ein Projekt im Kunstbereich interessieren, welches aktiver in die Entwicklung der Kunstwelt eingreift, wie zum Beispiel das Konzept einer Produzentengallerie, die von Künstlern getragen wird, aber deren Auswahl von Galleristen oder Kuratoren getroffen wird?“

Eduard Pomeranz: Ich finde im Moment ein Modell interessant, welches ähnlich einer Kunsthalle immer wiederum neue Ausstellungen kuratiert und diese Ausstellungen dann verkauft werden. Das Interessante unserer Aktivität ist ja, dass es nicht eine Person, wie zum Beispiel die Person des Galleristen ist, die die Künstler auswählt die hier vertreten werden, sondern dass es ein ganzen Gremium von Sachverständigen gibt, die hier das Konzept und die Auswahl der Künstler erstellen. Wenn sowohl ein derartiges hochkarätiges Expertenteam, als auch die Sammlung Pomeranz hinter so einem Ausstellungsprojekt steht, dann ist die Wahrscheinlichkeit einer hohen Qualität von vornherein anzunehmen. Für mich interessant ist der Aspekt, dass diese Ausstellungen wechseln und nicht wie bei einer Gallerie man einen bestimmten mehr oder weniger gleich bleibenden Kreis von Künstlern verpflichtet ist, sondern sie von Ausstellung zu Ausstellung wechseln, austauschen und erweitern kann.

Herr Pomeranz, ich danke Ihnen für das Gespräch.

 

 

Das Gespräch mit Eduard Pomeranz und Wolf Werdigier fand in Wien am 3. Oktober 2012 statt.

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